von Isabella Kaiser

“Es ist eine politische Entscheidung, wie vieles, was ich entscheiden muss. Nicht hinter jeder politischen Entscheidung gibt es auch eine wissenschaftliche Fundierung.”    (derstandard.at/2000089083589/Fassmann-zu-Noten-in-der-Volksschule-Es-ist-eine-politische) 

So hat Bildungsminister Faßmann kürzlich die Wiedereinführung der Ziffernnoten und der Möglichkeit des Sitzenbleibens schon ab der zweiten Klasse der Volksschule erklärt.

Dass es zu dieser über viele Jahre hinweg immer wieder diskutierten Thematik unterschiedliche Meinungen gibt, ist bekannt und auch nahe liegend, denn kaum ein Thema betrifft so viele Menschen, wie die Volksschule, mit der jede/r ein paar Jahre seines/ihres Lebens zu tun hat. Dass Politiker/innen politische Entscheidungen treffen, ist auch nicht besonders überraschend.

Neu hingegen ist das klare Bekenntnis, dass nicht hinter jeder politischen Entscheidung eine wissenschaftliche Erklärung stecken muss, was im Extremfall nichts anderes bedeutet, als dass politische Entscheidungen ohne irgendeine objektiv nachvollziehbare Grundlage oder Notwendigkeit getroffen werden könnten.

In einer funktionierenden Demokratie mit einem lebendigen Parlamentarismus MUSS es politische Entscheidungen geben, aber diese sollten im Idealfall auf Abwägung und Bewertung von Argumenten beruhen, die zu unterschiedlichen Fragen ja bekanntlich sehr kontrovers sein können – die politische Entscheidung besteht dann darin, sich entsprechend der politischen Gesinnung für einen der, so ermittelten, Lösungsansätze zu entscheiden.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Wirtschaftspolitik, wo einander die Theorien von John Maynard Keynes (Soziale Marktwirtschaft) und Friedrich August Hayek, bzw. Milton Friedman (Neoliberalismus) gegenüber stehen und in den verschiedensten Spielarten in allen marktwirtschaftlichen Systemen der Welt Umsetzung finden.

Dass man im täglichen Leben ab und zu rein pragmatische Entscheidungen treffen muss, wissen wir alle. Ich hoffe, dass die Aussage unseres Herrn Bundesministers auf einen gewissen Pragmatismus zurück zu führen ist, der ja im Umgang mit Bildung und Bildungspolitik nicht immer ein Nachteil sein muss. “Reformen” um jeden Preis durchführen zu wollen, haben wir schon bei früheren Bildungsministerinnen zur Genüge erlebt.

Ich hoffe aber auch, dass die zukünftige Entwicklung des Bildungssystems auf der sorgfältigen Abwägung aller Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen, sowie unter Einbeziehung aller Beteiligten stattfinden wird.